Das Buch Joel Verfasser und EntstehungszeitÜber den Propheten Joel erfahren wir nicht viel, nur seinen Namen Joel, was >>Jahwe ist Gott<< bedeutet, und den seines Vaters, Petuel. Eine zeitliche Einordnung seines Auftretens wird uns nicht gegeben. Traditionell wurde Joel zu den ältestenSchriftpropheten gezählt und in das 8. Jh. v. Chr. datiert. Die neueren Vorschläge differieren sehr stark zwischen den 9. Jh. v. Chr. und der Zeit nach dem Exil. Gegen eine nachexilische Datierung spricht aber sowohl, dass nicht befriedigende erklärt werden kann, wer >>der von Norden<< (Joe 2,20) sein soll, als auch die Tatsache, dass Joel nur die älteren Feinde Israels nennt: die Philister (Am 1,6), Tyrus (Am 1,9), Sidon, ägypten und Edom (Am 1,11). So ist es weiterhin am wahrscheinlichsten, dass der Prophet im 8. Jh. v. Chr. auftrat, vielleicht um 750 v. Chr. dem Jahr des Regierungsantritts von Tigalat-Pilieser III, der Assyrien zur Weltmacht ausbaut und bereits 733 v. Chr. den größten Teil des Nordreiches Israel eroberte. Vermutlich ist Joel in Jerusalem aufgetreten, denn Jerusalem/Zion wird mehrfach erwähnt (Joe 2,1.15; 3,5; 4,1.16f.20), auch spricht er öfter die Priester an (Joe 1,13; 2,1.15.17). Man kann daraus schließen, dass er aus Priesterkreisen stammt und als Prophet am Tempel tätig war. Möglich wäre aber auch, dass er aus bäuerlichen Kreisen stammt, denn der Bezug auf Landwirtschaftlichen spielt in seiner Verkündigung eine relative große Rolle (Joe 1,8-12; 16-20; 2,21-26). Inhalt und BotschaftAnlass des Buches war eine ungewöhnliche große Heuschreckenplage, die von einer Dürre und wohl auch von Bränden begleitet wurde (Joe 1,2-20). Diese schwere Kriese wird dann zum Bild des kommenden Gerichts für Juda (Joe 2,1-11), bis endlich nach einer Zeit des widergeschenkten Segens und der Ausgießung des Geistes (Joe 3) der Tag des Herrn (Joe 4,14) die endgültige Aufrichtung des Gottesreiches auf Erden bringt (Joe 4,18-21) So kurz das Buch Joel mit seinen vier Kapiteln auch ist, so unglaublich inhaltsreich ist es doch. Sein zeitlicher Bogen spannt sich von der Zeit des Propheten bis in die Endzeit. Das Gericht Gottes beginnt bei seinem eigenen Volk. Die Vollstrecker dieses Gerichts erscheinen als böse Mächte, sind aber gleichzeitig Gottes Werkzeuge (Joe 2,11). Auch der große Feind, >>der von Norden<<, ist in Gottes Hand. Der Wendepunkt für das Volk Gottes ist die Buße, die Umkehr zum Herrn von ganzem Herzen (Joe 2,12f). Wie die ersttestamentliche Prophetie überhaupt, so sieht auch die Prophetie Joels die Unglücksfälle wie Heuschreckenplage, Hunger und Krieg nicht als Einzelereignisse, sondern als Vorboten des einen, letzten, großen Gerichts, mit dem Gott auf die Gottlosigkeit der Menschen antwortet. Im zweiten Testament wird die Verheißung der Ausgießung des Geistes (Joe 3) von Petrus in seiner Pfingstpredigt aufgegriffen (Apg. 2,16-21): Die Ausgießung des Geistes ist der Beginn des letzten Aktes der Weltgeschichte. Gliederung Kap. 1-2 Prophetische Situationsdeutung1,1 Überschrift1,2-20 Klage über die Heuschreckenplage und die Dürre 2,1-11 Der Tag des Herrn 2,12-17 Aufruf zur Umkehr2,18-27 Gottes GnadenszusageKap. 3-4 Die letzten Dinge3,1-5 Ausgießung des Geistes und die Zeichen der letzten Tage4,1-15 Nationengericht4,16-21 Wiederherstellung Israels am Tag des Herrn