Das Buch Hesekiel (Ezechiel) Titel des Buches Hesekiel heißt der dritte der sogenannten Großen Propheten, wobei >>Hesekiel<< die aus der Septurginta stammende griechische Namensform ist, während die Form >>Ezechiel<< auf die lateinische Vulgata zurückgeht. Der hebräische Name lautet >>jechäsqel<< und bedeutet >>Gott stärkt<<. Verfasser und Entstehung Hesekiel, der aus einer priesterlichen Familie stammt (Hes. 1,3), wurde gegen Ende der staatlichen Existenz Judas, vielleicht um 620 v. Chr., geboren. Im Jahre 597 v. Chr. wurde er zusammen mit König Jojachin und anderen aus seinem Volk von Nebukadnezar in die Verbannung nach Babylonien geführt und in Tel-Abib am Fluss Kebar angesiedelt. Im fünften Jahr nach der Wegführung berief Gott ihn dort zum Propheten und ließ ihn unter den Verschleppten in Babylonien bis etwa 571/70 v. Chr. wirken. Der Grundstock des Buches Hesekiel ist auf den Propheten selbst zurückzuführen, aber manche Forscher rechnen mit z.T. erheblichen späteren Ergänzungen. Möglicherweise hat ein Jüngerkreis weitere Worte Hesekiels mündlich überliefert und dann im Abstand von Jahren oder gar Jahrzehnten die endgültige schriftliche Form des Buches geschaffen. Inhalt und Botschaft Die Kapitel 1-3 schildern Hesekiels Berufung. In einer Vision schaut er den göttlichen Thronwagen, Gott begegnet ihm in unvorstellbarer Majestät und Herrlichkeit und beruft ihn zum Propheten (Hes. 1,4-2,7). Die Berufung erfolgt in einer Zeichenhandlung: Hesekiel muss eine Schriftrolle, die mit Klagen beschrieben ist, aufessen (Hes. 2,8-3,3), und Gott setzt ihn in sein Wächteramt über Israel ein (Hes. 3,16ff). Die Kapitel 4-24 berichten über die erste Wirksamkeit Hesekiels bis zum Untergang Jerusalems 587/86 v. Chr. Sechs Zeichenhandlungen betreffen die Zerstörung und Wegführung (Hes. 4-5) und sollen seine Gerichtsworte an Israel/Juda unterstreichen (Hes. 6-7). In einer Entrückung nach Jerusalem schaut der Prophet den dortigen Götzendienst und die darauffolgende Strafe (Hes. 8-11). Erneut Zeichenhandlungen und Gerichtsworte (Hes. 12-24) verdeutlichen, dass der Untergang unabdingbar kommen wird und dass sich die bereits verschleppten keine trügerischen Hoffnungen auf baldige Heimkehr machen sollen. Der Prophet selbst wird zum Zeichen Gottes. So demonstriert Hesekiel vor aller Augen den Aufbruch in die Verbannung, indem er die Mauer durchbricht und mit seiner Habseligkeit bepackt hinausgeht (Heb. 12). Die Gerichtsworte richten sich gegen falsche Propheten und Prophetinnen (Hes. 13) und gegen Götzendiener (Hes. 14). Auch anhand von Gleichnissen wie dem vom unnützen Rebholz (Hes. 15) und von der treulosen Frau (Hes 16) soll die ganze Tragweite der Verfehlungen verdeutlicht werden. Die Kapitel 25-32 enthalten Gerichtsworte gegen sieben Fremdvölker in der Nachbarschaft Juds (Ammon, Moab, Edom, die Philister, Tyrus, Sidon, Ägypten). Nach dem Hesekiel von Jerusalems Fall erfahren hat (Hes. 33,21f), tröstet und mahnt er das verzweifelte Volk (Hes. 33-39) und verkündet Gottes gnädiges Eingreifen. Das Volk soll wieder lebendig, Israel und Juda unter David wiedervereinigt werden (Hes. 36-37). In einer großen Vision schaut Hesekiel dann den neuen Jerusalemer Tempel mit seinen Vorhöfen und Hallen, seinem Heiligen und Allerheiligsten (Hes. 40-43. Gott kehrt in das wiedererrichtete Heiligtum zurück und das wiedervereinigte Volk wird in dem neu verteilten Land unter seinem Segen leben (Hes. 44-48). Im Zentrum der Botschaft des Propheten steht die Herrlichkeit Gottes. Diese Herrlichkeit schaut Hesekiel in seiner Berufungsvision und versucht, das Unaussprechbare in Bildern auszudrücken. Diametral entgegengesetzt zu Gottes Heiligkeit und Herrlichkeit ist jedoch das Verhalten seines Volkes. Das Gericht über die Abtrünnigen wird unvermeidlich. Mit ihm bekräftigt Gott seine Herrlichkeit gegenüber Israel/Juda, aber auch gegenüber den Nachbarvölkern. Im Buch Hesekiel wird deutlich, dass ohne Gemeinschaft mit Gott und ohne seine Gegenwart kein Leben möglich ist. Gott sucht darum sein Volk, das er liebt, in Gericht und Gnade heim.Gliederung 1.Kap. 1-3 Hesekiels Berufung 2.Kap. 4-24 Israels Sünde und das bevorstehende Gericht 3.Kap. 25-32 Drohreden über die Fremdvölker 4.Kap. 33-48 Israels Wiederherstellung