Das Matthäus-Evangelium Verfasser und AdressatenSeit der Frühzeit der Kirche geht man davon aus, dass der Verfasser dieses Evangeliums der Apostel Matthäus ist. Über die Person des Matthäus gibt das zweite Testament nur wenig Auskunft: Seine Berufungsgeschichte wird in Mt. 9,9ff erzählt. Aus ihr erfährt man, dass Matthäus ein Zöllner war und somit im römischen Staatsdienst stand, bevor er durch Jesus in seine Nachfolge gerufen wurde. Die Parallelen bei Lukas und Markus nennen ihn mit seinem jüdischen Namen >>Levi<< (Lk. 5,2ff) bzw. >>Levi Sohn des Alphäus<< (Mk. 2,13ff). Matthäus wir in den Evangelien nicht weiter genannt, man begegnet seinen Namen im zweiten Testament nur noch in den Apostelverzeichnissen (Mt. 10,3; Mk. 3,18; Lk. 6,15; Apg. 1,13). Das Matthäus-Evangelium ist wohl zunächst im Hinblick auf judenchristliche bzw. direkt an jüdische Empfänger geschrieben worden, denn stärker als in den anderen Evangelien wird hier die Kenntnis des ersten Testaments vorausgesetzt. Wiederholt begegnen ersttestamentliche Zitate, die im Sinne des Schriftbeweises häufig mit der formelhaften Wendung angeführt werden: >> damit erfüllt werde, was von dem HERRN geredet ist << (vgl. 1,22). Ebenso wird auf jüdische Sitten und Gepflogenheiten sowie auf die Geographie des Landen Bezug genommen, ohne diese noch besonders zu erklären. Auffällig ist allerdings, dass das Evangelium in verschiedenen Zusammenhängen davon spricht, dass auch die Nationen außerhalb Israels am Heilsangebot Gottes teilhaben. Es beginnt mit dem Auftreten der Weisen aus dem Morgenland (Mt. 2,1ff), die als Vertreter der Völker von weither kommen, um den >> König der Juden << zu huldigen (Mt. 2,1.12), und es endet mit dem Missionsbefehl des Auferstandenen, hinzugehen zu allen Nationen (Mt. 28,19f). Außerdem wird der Glaube von Heiden als vorbildlich gerühmt (Mt. 8,10), während das >> Reich Gottes << von Israel genommen werden wird (Mt. 21,43). Darum könnte man schlussfolgern, dass zum Adressatenkreis nicht nur Christen aus den Nationen gehörten, mindestens aber hellenistische Juden, denen bewusst war, dass das Heil auch für die Nationen offensteht, sondern darüber hinaus auch an die jüdische Bevölkerung selbst. Entstehungszeit des EvangeliumsIn allen alten Sammlungen zweittestamentlicher Handschriften steht das Matthäus-Evangelium an erster Stelle, danach folgen Markus, Lukas und Johannes. Hinter dieser Reihenfolge steht wahrscheinlich ein chronologisches Ordnungsschema. Nach Meinung der alten Kirche ist das Matthäusevangelium demnach das älteste. Stellen wie Mt. 12,5ff; 17,24ff; 23,16ff gestatten die Schlussfolgerung, dass der Tempel in Jerusalem zurzeit der Abfassung des Evangeliums noch stand. Das weist hin auf ein Entstehungsdatum vor dem Jahre 70 n. Chr. Damit stimmen auch altkirchliche Nachrichten überein. Irenäus schreibt: >> Matthäus schrieb sein Evangelium unter den Hebräern in ihrer Sprache, zu der Zeit, als Petrus und Paulus in Rom predigten <<. Das führt in eine Zeit, die wahrscheinlich kurz vor dem Märtyrertod des Petrus im Jahre 64 n. Chr. liegt. Thema und BotschaftEin wesentliches Anliegen des Matthäus Evangeliums ist der Nachweis, dass Jesus von Nazareth << Sohn Abrahams<< und >>Sohn Davids<<, d. h. der im ersten Testament verheißene Messias-König, ist. darum beginnt das Evangelium auch mit einem Stammbaum, der über die Königslinie führt, an dessen Ende Jesus als der wahre König Israels steht (Mt. 1,2-17). Sein in Wort und Tat vollmächtiges Auftreten ist Hinweis, dass das Reich der Himmel nahegekommen ist (Mt. 4,17). Matthäus geht es besonders um die Lehre, d.h. das Wort Jesu, das er vor allem in fünf großen Redezusammenhängen überliefert: 1.Kap. 5-7 Bergpredigt 2.Kap. 10 Aussendungsreden 3.Kap. 13 Himmelreichsgleichnisse 4.Kap. 23 Pharisäerrede 5.Kap. 24-25 Wiederkunftsrede In der Bergpredigt wird Jesus als Lehrer des Gesetzes gezeichnet, der sich aber durch die ihm von Gott verliehenen Vollmacht von den Lehrern Israels unterscheidet (Mt. 7,29). Matthäus mach auch deutlich, dass Jesus künftig dem Volk >>Propheten, Weise und Schriftgelehrte<< senden wird, auf die sie hören sollten (Mt. 23,34). Deutlicher als bei den anderen Evangelisten zeigt sich bei Matthäus auch eine Ausrichtung auf die Geschehnisse der Endzeit und auf die Wiederkunft Jesu. Er beendet sein Werk mit Jesu Auftrag an seine Jünger, zu allen Nationen hinzugehen und sie zu lehren (Mt. 28,20). In der Kunst wird Matthäus als ein geflügelter Mensch dargestellt der das Aussehen eines Engels annehmen kann.