Das Buch Daniel Titel des Buches Der Name bedeutet >>Mein Richter ist Gott<<. Stellung des Buches im ersten Testament und Zweisprachigkeit Das Daniel-Buch würde von der jüdischen Synagoge nicht in die Gruppe der >>Propheten<< sondern in den dritten Teil des Kanons, unter die >>Schriften<< (Hagiographen) gestellt. Dies hat wahrscheinlich darin seinen Grund, dass Daniel zwar die Gabe der Prophetie besaß, nicht aber den Auftrag prophetischer Verkündigung an das Volk hatte. Mit seiner prophetischen Geschichtsschau reiht sich das Buch in die Reihe der apokalyptischen Literatur ein. Die Septuaginta wie die Vulgata stellen das Buch zu den Propheten. Ihnen sind auch die deutschen Bibelübersetzer gefolgt. Zu den mancherlei Rätseln des Daniel-Buches gehört die Zweisprachigkeit: Kap. 2,4-7,28 sind in aramäischer Sprache geschrieben. Ferner redet der erste Teil des Buches von Daniel in der Er-Form, der weite Teil in der Ich-Form. Verfasser und Entstehungszeit Daniel, aus vornehmem Geschlecht stammend (Dan. 1,3), wurde als jünger Mann gemeinsam mit dreien seiner Volksgenossen als Gefangener nach Babel gebracht und kam dort an den Hof des Großkönigs Nebukadnezar II. (um 605 v. Chr.), um für den Dienst am Hof erzogen und ausgebildet zu werden (Dan. 1,4.18-20). Da er hochbegabt war wurden ihm alsbald höchste Staatsämter anvertraut, die er erfolgreich bekleidete. Nebukadnezar setzte ihn sogar >>über alle Weisen Babels<< (Dan. 2,48). Er bewährte sich aber auch unter Darius als Minister (Dan. 6,3). Das Buch selbst legt es nahe, den Propheten Daniel als seinen Verfasser anzusehen, nach Dan. 7,1.2ff.28; 8,1.15.26f; 9,2ff; 12,4f.9 zumindest für die Kapitel 7-12. Dabei kannte er sich natürlich, ähnlich wie Jeremia, eines Schreibers bedient haben. Demzufolge ist das Buh im 6, Jh. v.Chr. geschrieben worden. Der späteste im Buch erwähnte Zeitpunkt (Dan. 10,1) ist das dritte Jahr der Herrschaft des Perserkönigs Kyrus über Babel (536/35 v.Chr.). Jesus hat das Daniel-Buch gut gekannt. seine Selbstbezeichnung >>Sohn des Menschen<< ist von Dan. 7,13 her zu verstehen. Auch erwähnt er in seiner Ölbergrede Mt. 24,15 >>Daniel, den Propheten<<. Thema und Botschaft Das Hauptthema des Daniel-Buches ist das Verhältnis von Weltherrschaft und Gottesherrschaft. Die Kernaussage ist Gottes absolute Geschichtsmächtigkeit und Souveränität. Es geht sowohl um die Anerkennung der mittelbaren Herrschaft Gottes in der Gegenwart durch die irdischen Machthaber (Dan. 2,46f; 3,33; 5,18ff; 6,26ff) als auch um die Ankündigung des kommenden Gottesreiches, das alle politischen Mächte dieser Welt begrenzt und ihnen ein Ende setzten wird (Dan. 2,44; 7,27; 9,24; 11,40ff). Die Zeit dieser Welt ist nicht von Dauer (Dan. 11,24ff), das Ende der Tage kommt (Dan. 2,28; 8,17ff; 10,14; 12,6,13). Nirgends in der Bibel sonst tritt diese Prophetische Geschichtsschau den Leser so klar entgegen. Gliederung Das Buch besteht hauptsächlich aus zwei Hauptteilen: 1.Kap. 1-6 bildet mit den geschichtlichen Erzählungen den ersten Teil 2.Kap. 7-12 mit den prophetischen Geschichten den zweiten Teil