Der Judasbrief VerfasserDer kleine Brief wurde von einem >>Judas, Knecht Jesu Christi und Bruder des Jakobus<< geschrieben. Man kann diesem Selbstzeugnis entnehmen, dass er ein leiblicher Bruder Jesu war (vgl. Mt. 13,55). Altkirchliche Quellen erwähnen, dass einige der Brüder des Herrn angesehene Führerpersönlichkeiten der frühen judenchristlichen Gemeinden in Palästina waren (vgl. dazu. Apg 1,14; 1.Kor. 9,5). Thema, Inhalt und EntstehungDas Hauptanliegen des Briefes wird in Jud. V. 3 genannt: Judas wendet sich gegen eine sektiererische Strömung, die neuerdings bedrohlich um sich gegriffen und dabei sogar Zugang zu den Gemeindeversammlungen gefunden hat. (Jud. V. 12). Ein wesentliches Kennzeichen dieser Geistesströmung war die völlige Entstellung der Lehre von der Freiheit eines Christen. Freiheit wurde hier zur Zügellosigkeit (Jud. V. 4). Dahinter werden die Konturen einer eigenwilligen, den Wünschen des alten, unerlösten Menschen entgegenkommenden Lehrbildung sichtbar. Jesus wird verleugnet (Jud. V. 4). Wahrscheinlich stützt man sich auf Visionen und träume, aus denen sich die Berechtigung, Unzucht zu treiben (Jud. V. 7) und über höhere Geistesmächte zu spotten (Jud. V. 8), gewinnen ließ. In Wahrheit aber handelt es sich nur um gewöhnliche Menschen, die den Heiligen Geist nicht haben (Jud. V. 19). In seinen Worten und seinem Gedankengang zeigt der Judasbrief eine enge Beziehung zum 2. Petrusbrief. Das Auftreten der Verführer, das dort als zukünftig geweissagt wird (vgl. 2. Pt. 2,1), ist hier vorhanden Gegenwart. Aus der Nichterwähnung der Zerstörung Jerusalems in Jud. V. 5 wurde auf eine Datierung vor 70. n. Chr. geschlossen.