Der Epheserbrief Gefangenschaftsbrief Verfasser und EntstehungDer Epheserbrief gehört zu den Gefangenschaftsbriefen des Apostel Paulus. Dabei bleibt offen ob es sich um die Gefangenschaft des Paulus in Rom (um 60 n. Chr.) oder Caesarea (55-57 n. Chr.) handelt. Im Unterschied zu allen anderen Paulusbriefen fehlt hier aber Bezugnahmen auf ein konkrete Gemeindesituation. Es gibt Anhaltspunkte für die Vermutung, dass dieser Brief ursprünglich gar nicht nur als Schreiben an die Epheser gedacht war. So fehlen in mehreren alten Handschriften in Kap 1,1 gerade die Worte >> in Ephesus <<. Möglicherweise handelte es sich bei diesem Brief um ein >> Rundschreiben << an die Gesamtheit der kleinasiatischen Gemeinden, und Ephesus war vielleicht der Ort, an dem der Brief letztlich blieb. Es steht nichts in diesem Brief, dass nicht ebenso gut auch einer anderen Gemeinde hätte gesagt werden können. Thema und InhaltHauptthema des Epheserbriefes ist die Gemeinde Gottes. Ihre Wurzeln liegen im Geheimnis der göttlichen Erwählung und Vorherbestimmung, in einem Entschluss Gottes, der bereits vor Grundlegung der Welt gefasst wurde (Kap. 1,4f), ihr Ziel ist die Verherrlichung Gottes in Ewigkeit (Kap. 1,6.12.14). Dabei gilt Gottes gnädiges Erbarmen nicht nur dem ersttestamenlichen Gottesvolk Israel, sondern allen Völkern der Erde (Kap. 2,13). Das Trennende zwischen Israel und den Völkern ist in Jesus Christus überwunden. Aus beiden ist >> eins gemacht << worden (Kap. 2,1,19). Diese Tatsache ist sowohl für die Juden als auch für die Nationen außerhalb des Judentums ein großer Schritt der göttlichen Offenbarung, ein Geheimnis des Christus, >>, dass in anderen Geschlechtern den Söhnen der Menschen << nicht zu erkennen gegeben wurde (Kap. 3,5). Dieses neue Gottesvolk aus Israel und allen Völkern ist in Jesus Christus beschenkt mit >> einer Hoffnung eurer Berufung << (Kap. 4,4). Aus diesen Gedanken der Erwählung und der Einheit der Gemeinde heraus zieht Paulus für das christliche Leben Konsequenzen, die sich in diesem Brief in zahlreichen und konkreten Anweisungen für das Gemeindeleben niedergeschlagen. Besonders berücksichtigt er in Eph. 5,21ff das Leben in der Familie. Im Schlusskapitel wirft Paulus ein Licht und den geistlichen Kampf, in dem die Gemeinde steht und der durch die Mächte der Bosheit erregt wird. Gott hält aber die Waffenrüstung bereit, die die Christen fähig macht, zu widerstehen (Kap. 6,10ff).