Der JakobusbriefKatholische BriefeVorwortDie sieben Briefe, die dem Hebräerbrief folgen, werden seit alter Zeit >>Katholische Briefe<< genannt, weil sie nicht an bestimmten einzelnen Gemeinden adressiert sind, sondern sich an einen größeren Leserkreis richten. >>Katholisch>> ist in diesem Zusammenhang im Sinn von >>universal, allgemein<< gebraucht.Verfasser und Entstehung Indem sich der Verfasser einfach nur >>Knecht Gottes und des Herrn Jesus Christus<< nennt, gibt er zu erkennen, dass er dem gesamten judenchristlichen Leserkreis, an den er sich wendet, eine wohl bekannte Persönlichkeit war. Dazu stimmt auch der Ton des gesamten Briefes, der sich sofort als das Werk einer berufenen urchristlichen Lehrautorität zu erkennen gibt. Da in der Anschrift der Aposteltitel fehlt, ist auszuschließen, dass damit der Apostel Jakobus, der Sohn des Alphäus (Mk 3,17; Apg 1,13 oder der Apostel Jakobus, Sohn des Zebedäus, gemeint sein kann. Somit kommt als Verfasser mit der altkirchlichen Tradition >>Jakobus, der Bruder des Herrn<< (Gal. 1,19) in Betracht. Er wird auch in Mk 6,3 und in Mk 15,40 als Jakobus >>der Kleine<< erwähnt. Mit Petrus und Johannes gehörte er zu den Führerpersönlichkeiten des Jerusalemer Urgemeinde (Gal. 2,9). Nach Joh. 7,5 wird von allen leiblichen Brüdern Jesus gesagt: >>Seine Brüder glauben nicht an ihn<<. Womit Jakobus möglicherweise erst durch eine Erscheinung des Auferstandenen zum Glauben kam (1. Kor. 15,7), Nach Gal. 2,9.12 war Jakobus neben Petrus Führer einer gesetzestreuen judenchristlichen Strömung. Nach dem Weggang des Petrus nach Rom (Apg 12,17) wurde Jakobus, der gesetzestreue und angesehene Judenchrist, Leiter dieser Gemeinde (Apg. 21,17f). Jüdische und altkirchliche Nachriten berichten, dass Jakobus als Märtyrerstarb. Allgemein wird der Zeitpunkt seines Todes auf etwa 60-62 n. Chr. angesetzt und der Jakobusbrief in die Zeit um das Jahr 60 n. Chr. datiert, obwohl auch weit frühere Daten in Betracht kommen. EmpfängerMit hoher Wahrscheinlichkeit ist der Jakobusbrief ein Rundschreiben an eine Vielzahl von überwiegend judenchristlichen Gemeinden (Jak. 1,1). Da als Empfänger >>die zwölf Stämme, die in der Zerstreuung leben<<, genannt sind. Damit können die judenchristlichen Gemeinden in Palästina und anderen Ländern gemeint sein. Doch könnte der Ausdruck >>zwölf Stämme<< auch eine symbolische Bezeichnung der ganzen Christenheit sein, die in dieser Welt wie in der Diaspora (>>Zerstreuung<< 1,1) leben. Inhalt Der Einfluss jüdischer Denk- und Redeweise ist in dem Brief jedenfalls deutlich erkennbar. Der Jakobusbrief ist trotz des briefartigen Anfangs (Jak. 1,1) kein eigentlicher Brief. Das Ziel des Briefes ist die Ermutigung zur Heiligung des Lebens in den praktischen Fragen des Alltags und die Warnung vor Verflachung und Scheinfrömmigkeit. Die Grundlage ist der Glaube an Jesus Christus, den Herrn der Herrlichkeit, den kommenden Richter (Jak. 2,1; 5,7-11). Der Glaube ist Gabe Gottes, er lebt vom Hören und auf das Wort und macht den Menschen zum wahren Gottesdienst fähig: zur tätigen Liebe gegenüber den Armen (Jak. 1,19-27; 2,1-13). Über das Verhältnis von Glauben und Werke handelt ausführlich der Abschnitt Jak. 2, 14-26. Sprachlich erinnert der Brief vielfach an die Rede Jesu: Lange Erläuterungen und Beweisführungen fehlen. Vielmehr werden unterschiedlichste Gebiete des Lebens durch knappe, markante Aussage beleuchtet.