Die TimotheusbriefePastoralbriefeDie beiden Timotheusbriefe und der Titusbrief nennt man >> Pastoralbriefe (Hirtenbriefe) << weil sie neben persönlichen Mitteilungen an die Adressaten Anweisungen für den Aufbau, Führung und Pflege der christlichen Gemeinde enthalten. Hinsichtlich der Abfassungszeit liegen alle drei Briefe nahe beieinander. Wahrscheinlich endet die erste Gefangenschaft des Apostels Paulus in Rom um 60 n. Chr. mit der Freilassung (Apg. 28,30), so dass Paulus abermals eine Missionsreise unternehmen evtl. sagar sein Vorhaben, nach Spanien zu reisen (Röm. 15,24), noch durchführen konnte. Vermutlich besuchte er von dort aus noch einmal die Gemeinden in Kleinasien. Der Tod des Paulus in Rom wird auf etwa 65 n. Chr. datiert. So kommt der Zeitraum von 62-65 n. Chr. für die Abfassung der Pastoralbriefe in Frage. Genaueres lässt sich dazu nicht sagen. Jedoch dar man aus 2. Tim. 4,10 schließen, dass der 2. Timotheusbrief zeitlich nach dem Titusbrief einzuordnen ist. 1.TimotheusbriefThema und InhaltIn Apg. 16,1-4 hört man erstmals von Timotheus. Er war der Sohn eines Griechen und einer Jüdin. Die häufigen Erwähnungen in den paulinischen Briefen (1.Thes. 3,1.2; 1.Kor. 4,17; 16,10; Kol. 1,1; Phil. 1,1) lassen erkennen, dass er einer der engsten Mitarbeiter des Paulus war, mit dem sich Paulus wohl auch freundschaftlich verbunden fühlte (Phil. 2,19-23). Hauptanliegen des 1. Timotheusbriefes ist die Stärkung und Ermutigung des jungen Mitarbeiters für die überaus schwierige geistliche Situation in Ephesus (1.Tim. 1,3) und den anderen kleinasiatischen Gemeinden. Sie ist gekennzeichnet durch das Aufkommen einer Lehrströmung mit starker Hinwendung zum alttestamentlichen Gesetz (1.Tim. 1,7), einem Hang zu Fabeln und Geschlechtsregistern (1.Tim. 1,4), zum Eheverbot und zur Speisegesetzen (1.Tim. 4,3). Mit hoher Wahrscheinlichkeit handelt es sich dabei um Frühansätze einer Strömung, die in der nachapostolischen Zeit noch bedeutend zunahm und unter dem Begriff der >>Gnosis<< (Erkenntnis, vgl. 1.Tim. 6,20) bekannt ist. Paulus sah in ihr die Gefahr, dass manche Christen sogar >>im Glauben Schiffbruch<< (1.Tim. 1,19) erleiden konnten. Weitere Schwerpunkte des Briefes sind Anweisungen für Gemeindeaufseher (1.Tim. 3,1-7), Diakone (1.Tim. 3,8-13) und Witwen (1.Tim. 5,3-16) sowie das von Paulus empfohlene Verhalten des Timotheus gegenüber diesen Personengruppen. 2. TimotheusbriefDer 2, Timotheusbrief stammt wahrscheinlich aus einer zweiten römischen Gefangenschaft des Paulus (2.Tim. 1,8.16). Er ist der letzte erhaltene Brief des Apostels. Deutlich spricht er darin die Ahnung seines bevorstehenden Märtyrertodes aus (2.Tim 4,6-8). In dem sehr persönlichen und seelsorgerlichen Schreiben geht es wieder um die Ermutigung und festigung des Timotheus für seinen Dienst in der Gemeinde. Daneben fällt die dringende Bitte des Apostels auf, dass Timotheus doch bald an den Ort seiner Gefangenschaft kommen möge (2.Tim. 4,9).