Der Galatierbrief Verfasser, Adressat und EntstehungDer Brief wendet sich an die Gemeinden von Galatien (Kap. 1,3). Die Galater (Kelten) stammten ursprünglich aus Gallien und hatten sich nach Durchwanderung der südlichen Teile Europas im 3. Jh. v. Chr. in Kleinasien angesiedelt. Bis heute jedoch ist unklar, welche Gegend Kleinasiens mit dieser Ortsangabe genau gemeint ist. Es kann sich sowohl um die Landschaft Galatien im Norden handeln als auch um die römische Provinz Galatia, die den Osten Kleinasiens umfasste und deren Süden Paulus während seine ersten Missionsreise besuchte. In beiden Gegenden hatte Paulus offensichtlich Gemeinden gegründet. Ebenso bleibt offen, mit welcher Angabe der Apostelgeschichte der in Gal. 2,1ff erwähnte Besuch des Paulus in Jerusalem zu identifizieren ist (Apg. 11,30 oder 15,1ff?). Von der jeweils bevorzugten Antwort hängt auch die Datierung des Briefes ab. Während die Vertreter der >> Landschaftshypothese (nordgalatische Hypothese) << an die Zeit von 54-56 n. Chr. denken, sprechen sich Befürworter der >> Provinzhypothese (südgalatische Hypothese) << für einen früheren Zeitpunkt um 48 n. Chr. aus. Auf das Verständnis der Botschaft des Briefes hat diese Frage allerdings keinen direkten Einfluss. Thema und InhaltDer Apostel Paulus schrieb den Galaterbrief aus großer Besorgnis: eine stark gesetzesorientierte Gruppe von Lehrern (sog. judaisten) drang verwirrend in die vorwiegend heidenchristliche Gemeinde der Galater ein (Gal. 5,10). Die Judaisten empfahlen ihnen die Beschneidung (Gal. 6,12) und suchten sie für ein Leben unter der Norm des mosaischen Gesetzes zu gewinnen (Gal. 4,21: 5,3). Es ist möglich, dass es sich bei dieser judaisierenden Strömung um jene gläubig gewordenen Pharisäer handelte, die in Apg. 15,5 mit der Überzeugung auftraten: >> man muss sie beschneiden und ihnen gebieten, das Gesetz Moses zu halten <<. Paulus sieht die Galater in der Gefahr, >> aus der Gnade zu fallen << (Gal. 5,4) und fürchtet ernsthaft, all seine missionarische Mühe könne vergeblich gewesen sein (Gal. 4,11). Mit fast beschwörendem Ton bezeugt er ihnen, dass von ihm verkündigte Evangelium habe er nicht von einem Menschen, sondern >> durch Offenbarung Jesu Christi << empfangen (Gal. 1,12); seine Botschaft sei darum gültig und zuverlässig. Ihre zentrale Aussage lautet: Nicht aus Gesetzeswerken, sondern >> nur durch den glauben an Christus Jesus << wird der Mensch gerechtfertigt (Gal. 2,16). Nicht nur durch die deutliche Verkündigung des Evangeliums, sondern auch im Hinblick auf die Gefahr der Bedrohung der christlichen Gemeinde durch Gesetzlichkeit ist der Galaterbrief unverändert aktuell.