Das Buch EsterTitel des Buches und seine Stellung im ersten Testament Das Buch hat seinen Titel nach der Hauptperson der Geschichte, die es erzählt, einer Jüdin am persischen Hofe, die dort zu Macht und Einfluss gelangt. In der hebr. Bibel gehört es zu den fünf "Megillot" - das sind Bücher, die im Gottesdienst der Synagoge an den einzelnen jüdischen Festen verlesen werden. Da das Buch Ester von der Entstehung des Purim-Festes berichtet, wird es auch an diesem in der Synagoge verlesen. Das Wort >>Pur<<stammt aus dem Assyrischen und bedeutet >>Los<< (Est. 3,7). >>Purim<< ist die Pluralform. Mit dem Singular Megilla wurde zunächst nur das Buch Ester als die Festrolle schlechthin bezeichnet, später kamen weitere Festrollen hinzu, die mit dem Pluralbegriff >>Megillot<< benannt sind. Sie stehen in der hebr. Bibel im dritten Teil, den >>Schriften<<, während Luther das Buch Ester vorne bei den >>Geschichtsbüchern<< eingeordnet hat. Ester ist ein persischer Name und bedeutet wahrscheinlich >>Stern<< oder >>Jungfrau<<. Der hebr. Name Ester lautet >>Hadassa<< (Est. 2,7) und bedeutet >>Myrte<<. Verfasser und Entstehungszeit Der Verfasser des Buches und dessen Entstehungszeit sind unbekannt. Man hat zwar aufgrund von Est. 9,20 Mordechai als Autor angenommen, doch bezieht sich die dort erwähnte Niederschrift nur auf die Ereignisse um das Purim-Fest (vgl. Est. 9,32). Wer immer aber das Buch geschrieben hat, war mit den persischen Sitten, der persischen Etikette und Geschichte vertraut und besaß Einsicht in die Gepflogenheiten auf der Königsburg in Susa (Est. 1,5-7). Dies und die detaillierte Darstellung der Ereignisse deuten darauf hin, dass er in Persien beheimatet war und sein Werk kurz nach den Geschehnissen, die er berichtet, geschrieben hat. Demnach muss das Werk noch vor der Eroberung Persiens durch die Griechen (um 330 v. Chr.) entstanden sein. Seine gute Kenntnis der jüdischen Geschichte, des jüdischen Kalenders und sein jüdischer Nationalismus weist den Verfasser als Juden aus. Inhalt und geschichtlicher HintergrundEster war eine Jüdin und die Adoptivtochter ihres Onkels Mordechai. Beide lebten in Susa, einer Stadt im babylonischen Elam, wo sich die persischen Könige für einige Zeit des Jahres aufzuhalten pflegten. Es war die Zeit der Blüte des persischen Großreiches, das mit der Unterwerfung Babylons durch den Perserkönig Kyrus (ca. 538 v. Chr.) zur Weltmacht aufgestiegen war und erst mit der Niederlage gegen die griechischen Armeen Alexanders des Großen (ca. 330 v. Chr.) enden sollte. Herrscher im Land war Ahasveros, d. i. Xerxes, der von ca. 486-465 v. Chr. regierte. Nach dem er seine Gemahlin Wasti verstoßen hatte gewann Ester die Gunst des Königs und wurde neue Königin. Als ihr Pflegevater Mordechai die vorgeschriebene Verehrung des Großwesirs Haman verweigerte, wurde dieser darüber so zornig, dass er alle Juden im persischen Reich töten lassen wollte. Mordechai bat deshalb seine Adoptivtochter Ester um Hilfe. Mit großem Mut setzte diese ihr Leben ein und wagte es, ohne Erlaubnis vor den König zu treten, was bei Todesstrafe verboten war. Mit Klugheit und Umsicht gelang es ihr, Hamans Pläne zu vereiteln und ihrem Onkel Mordechai zu einer Stellung am Hofe zu verhelfen. Haman wurde daraufhin vom König zum Tode durch den Strang verurteilt, und die Juden erhielten die Erlaubnis, alle Feind im Reich umzubringen. An diesen Sieg erinnert das Purim-Fest, das durch das Ester-Buch geschichtlich begründet wird. Thema und Botschaft Das Buch Ester ist das Buch des verfolgten und leidenden Gottesvolkes, aber auch des menschlichen Rachedenkens. Das Judentum fand in ihm die Erfüllung all dessen, was es in der Realität nicht hatte. Die Hauptperson des Buches haben Vorbildcharakter: Auch unter Verfolgungen bleiben sie Treu wie Mordechai und setzten sich für ihr Volk ein wie Ester. Auch wenn Gott im Buch Ester nicht direkt erwähnt wird, so steht er doch im Hintergrund und lenkt alle Dinge nach seinem Vorsatze.