Der Prediger Titel des Buches und seine Stellung im ersten Testament Der hebr. Titel des Buches ist Kohelet. >>Versammlungsleiter<< oder >>Versammlungsredner<<. Es steht im dritten Teil der hebr. Bibel, den >>Schriften<<, gehört zu den fünf Megillot, >>Rollen<<, und wurde am Laubhüttenfest im Gottesdienst der Synagogen verlesen. Da die Überschrift in Pred. 1,1 lautet: >>Worte des Predigers, des Sohnes Davids, des Königs in Jerusalem<<, hat Luthers den Titel erweitert und das Buch >>Der Prediger Salomo<< genannt. In der Septuaginta und in der Vulgata heißt das Buch Ekklesiastes, >>Versammlungsteilnehmer<<. Verfasser und Entstehungszeit Der Text gibt deutliche Hinweise, dass der König Salomo der Verfasser ist (´Pred. 1,1.12; 2,9f). Sein Name wird jedoch an keiner Stelle genannt. Dies ist auffällig, denn in den beiden anderen Büchern des AT, die ihn als Verfassern nennt, den Sprüchen und dem Hohelied, wird er gleich im ersten Vers mit seinem Namen genannt. Außerdem überrascht, dass Salomo, der von Gott mit dem höchsten Maß an Weisheit ausgestattet worden war, hier sehr kritische Bemerkungen über das weisheitliche Denken macht (Pred. 1,13.17; 8,14; 9,11). Im Buch der Sprüche gilt dagegen der Besitz der Weisheit als kostbarstes Gut Garant für ein gelingendes Leben (Spr. 3,13-18). Angesichts dieser unübersehbaren Differenzen zu dem, was wir von Salomo sonst wissen, und aufgrund der Tatsache, dass dieses Buch viele späthebräische und aramäische Wendungen enthält, geht die heutige Forschung meist davon aus, dass das Buch mehrere Jahrhunderte nach Salomo geschrieben wurde. Abweichend von der Mehrzahl der kritischen #Ausleger ist jedoch daran festzuhalten, dass der in Pred. 1,1f.12; 7,27; 12,8-10 genannte Kohelet mit dem König Salomo identisch ist und dass diese Sprüche auf ihn zurückgehen. Die uns vorliegende Endgestalt des Buches aber ist später entstanden. Pred. 1,1 und 12,9-12 weisen darauf hin, dass eine andere Person oder Gruppe diese Sprüche gesammelt und veröffentlicht hat. Wer das war und wann es geschah, wissen wir nicht. Thema und Botschaft Kein Buch der Bibel - vielleicht mit Ausnahme des Hohelieds - ist so unterschiedlich, ja gegensätzlich ausgelegt worden wie das Prediger-Buch. Das zeigen schon die beiden Charakterisierungen >>Das Hohelied der Skepsis<< (Heinrich Heine) und >>Das Hohelied der Gottesfurcht<< (Franz Delitzsch). Das >>Schlagwort<< des Predigers in Pred. 1,2, das dann in Pred. 12,8 wiederholt wird, zeigt die ganze Spannung auf: >>Nichtigkeit der Nichtigkeiten! spricht der Prediger. Alles ist Nichtigkeit! <<. Dem entspricht das bittere Urteil, dass Gott dem Menschen mit dem Streben nach Weisheit ein >>übles Geschäft<< gegeben hat, um ihn sich abplagen zu lassen (Pred. 1,12ff). Dem entspricht auch die resignierende Feststellung, dass der Tod den Weisen wie den Toren, den Gerechten wie den Gottlosen in gleicher Weise trifft (Pred. 2,14; 3,19F; 8,14), und der daraus resultierende Lebenshass (Pred. 2,17f). Aber daneben steht die Frage: >>Was ist gut für die Menschenkinder? << (Pred. 2,3). Und diese Frage wird beantwortet mit dem Hinweis auf die Lebensfreude und die Gottesfurcht. In der Freude hat der Mensch etwas, das ihm bei aller Mühe als >>sein Teil<< bleibt (Pred. 3,12f.22) und das aus der Hand Gottes kommt (Pred. 2,24). Diese >>Hand Gottes<< ist die Hand, die den Menschen beschenkt. Zugleich ist es die Hand des gewaltigen Gottes, der im Himmel ist; und das darf der Menschen nie vergessen. Daher die Aufforderung: >>So fürchte Gott! << (Pred. 5,1-6). Diese Aufforderung steht schließlich auch als >> Endergebnis des Ganzen<< am Schluss des Buches (Pred. 12,13f): Das entscheidende Kriterium für die Zukunft des Menschen bei Gott ist nicht das menschliche Handeln aus sich heraus, sondern die Gottesfurcht und das Halten seiner Gebote. Gliederung 1.Kap. 1,1 Überschrift 2.Kap. 1,2-3,15 Die Mühen der Menschen 3.Kap. 3,16-5,19 Die Vergänglichkeit der Menschen 4.Kap. 6,1-9,10 Alte Weisheiten 5.Kap. 9,11-11,10 Weisheit und Torheit 6.Kap. 12,1-14 Ermahnung zur Gottesfurcht